Last Updated on 6. April 2020 by Sebastian Fischer
Inhaltsverzeichnis
Kohlenmonoxidvergiftung – die heimlich lauernde Gefahr
Ursachen, die zu einer CO-Vergiftung führen
Bleibt ein Verbrennungsvorgang von aus Kohlenstoff bestehendem Material unvollständig, bildet sich gefährliches Kohlenmonoxid. Dies geschieht in Verbindung von hohen Temperaturen und einer zu niedrigen Sauerstoffzufuhr.
Eine der Ursachen für Kohlenmonoxid-Unglücke ist die Abgasrückstaubildung, bei welcher in Räumen ohne ausreichenden Luftaustausch das gefährliche Gas eine Zeit lang eingeatmet wird. Auch durch unsachgerechtes Nutzen von Kaminöfen kommt es häufiger zu CO-Vergiftungen, weil entweder die Luftzufuhr nicht ausreicht oder durch die Abgasabführung Kohlenmonoxid freigesetzt wird.
Das für Mensch und Tier extrem gefährliche Atemgift CO gelangt dann über die Lunge direkt in den Blutkreislauf. Wo sich normalerweise der Sauerstoff mit dem Hämoglobin der roten Blutkörperchen verbindet, geht nun Kohlenmonoxid diese Verbindung ein. Da die Bindung des CO an Hämoglobin stabiler ist als die von Sauerstoff, können die roten Blutkörperchen in Folge davon nicht mehr ausreichend Sauerstoff transportieren.
Nicht nur deshalb ist das Kohlenmonoxid so tückisch, sondern auch, weil das Gas unsichtbar sowie völlig geschmack- und geruchlos ist. Von daher ist es für den Menschen nicht direkt fühlbar wahrzunehmen. Eine CO-Vergiftung in hoher Konzentration kann innerhalb von kürzester Zeit zum Tod führen. Durch seinen gasförmigen Zustand dringt Kohlenmonoxid schnell in Räume vor, in denen überhaupt keine Quelle für dessen Bildung vorhanden ist. Es erreicht damit beispielsweise schnell Schlaf- oder Kinderzimmer.
Unspezifische Symptome und besondere Gefährlichkeit
Die entstehenden Anzeichen für eine Kohlenmonoxidvergiftung sind insgesamt sehr unspezifisch. Erkennbare Symptome und Hinweise wie entstehender Kopfschmerz, Atemnot, Schwindel oder Herzrhythmusstörungen können leicht auf andere Ursachen zurückgeführt werden wie etwa nicht ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Häufig wird die Ursache erst klarer, wenn es schon zu Bewusstlosigkeit kommt oder sogar der Tod auftritt.
Allgemein ist bekannt, dass bei auftretenden Bränden die Gefahr einer Rauchvergiftung besteht. In höchster Konzentration führt das CO bereits nach wenigen Atemzügen zur Bewusstlosigkeit. Der Tod stellt sich in weniger als drei Minuten ein. Wie heftig und zeitnah die Symptome einer CO-Vergiftung sind, hängt entscheidend von der Höhe der CO-Konzentration ab. In einer geringen Konzentration von 35 ppm ergeben sich Kopfschmerzen und Schwindel meistens innerhalb von 6 bis 8 Stunden.
Ab einem Wert von 200 ppm können schon nach 2 bis 3 Stunden leichte Kopfschmerzen auftreten. Es kann zum Verlust des Urteilsvermögens kommen. Ab einem Richtwert von 800 ppm steigt die Lebensgefahr deutlich. Hier reagiert der Körper zunächst mit Schwindel und Übelkeit. Krämpfe stellen sich bereits nach etwa 45 Minuten ein. Innerhalb von zwei Stunden ist der Zustand einer Bewusstlosigkeit möglich.
Es gibt die Besonderheit bei einer CO-Vergiftung, dass die damit verbundenen Körpersymptome erst 40 Tage später auftreten können. Unter diesen Umständen wird die Diagnose, dass es sich um eine Kohlenmonoxid-Vergiftung handelt, ganz besonders erschwert.
Kohlenmonoxidvergiftungen werden durch Hitze erheblich begünstigt
In Nordrhein-Westfalen kam es während der Hitzewelle im Juli 2019 gleich reihenweise zu einer Serie von Unfällen in Verbindung mit entstehendem Kohlenmonoxid. Sie wurden durch die extremen Außentemperaturen von bis zu 42,6 Grad Celsius begünstigt.
Defekte Gasthermen sind häufige Auslöser von Kohlenmonoxidvergiftungen. Schornsteinfeger, Experten und Feuerwehrspezialisten warnen deutlich vor der hiervon ausgehenden schleichenden Gefahr. In Verbindung mit großer Hitze ergibt sich das physikalische Problem, dass Abgase einer Gastherme nicht ausreichend warm genug sind, um sicher in den Außenbereich abgeführt werden zu können.
Zu einer Effektverstärkung kommt es bei Dunstabzugshauben und Klimaanlagen, die über einen Luftwechsel mit Außenluftzufuhr betrieben werden.
Sofortige ärztliche Behandlungstherapie bei einer CO-Vergiftung
Bei einer eingetretenen Rauchgas- bzw. Kohlenmonoxidvergiftung sollte die Behandlung möglichst sofort, spätestens 4 Stunden danach beginnen. Die Therapie, welche die schnelle Ausleitung des Kohlenmonoxids mittels reiner Sauerstoffzufuhr aus dem Körper zum Ziel hat, wird als CO-Intoxikation bezeichnet. Diese Akuttherapie findet Anwendung, sobald der Patient im Krankenhaus eintrifft und sollte bis zur vollständigen Beseitigung aller erkennbaren Symptome andauern.
Eine hyberbare Oxygenierung (HBO) verringert die Gefahr von Spätkomplikationen. Diese Sauerstofftherapieform ermöglicht eine zügige Entgiftung durch Überdruckerzeugung in speziellen Sauerstoffkammern. Den wertvollen Behandlungserfolg dokumentieren nachfolgende Werte: Die Rate von 15 bis 40 Prozent der Fälle von später auftretenden neurologischen Schäden sinkt durch eine HBO-Behandlung auf 1,6 Prozent.
Wie hoch ist die Gefahr einer solchen Kohlenmonoxidvergiftung?
Um Ihnen eine Vorstellung von der ausgehenden Gefahr zu geben, haben wir hier einige Fälle der Vergangenheit zusammegefasst.
2013 Am 09.12.2013 um ca. 16.30 Uhr wurde in Gelsenkirchen-Buer eine 38-jährige Frau von zwei Freundinnen (31 Jahre) bewusstlos in ihrer Wohnung aufgefunden.
Sie hatten sich Sorgen gemacht, weil sie lange nicht erreichbar war und auch die Tür nicht geöffnet wurde und verschafften sich durch einen Zeitschlüssel Zugang zur Wohnung. Als sie Ihre Freundin ohnmächtig vorfanden, verständigten sie sofort einen Notarzt.Die Frau wurde nach der Erstversorgung ins Krankenhaus gebracht. Zunächst wurde die Verletzung jedoch als weit weniger bedenklich eingeschätzt. Der Notarzt ging vorort noch von einem Krampfanfall aus. Inzwischen haben die Ärzte eine Kohlenmonoxidvergiftung festgestellt, die durch einen defekten Abzug des Kohleofens verursacht wurde. Messungen der CO-Konzentration in der Wohnung bestätigten die Annahme.
Die 39-jährige ist weiterhin nicht ansprechbar und ringt um ihr Leben, da sie offenbar das giftige Gas über einen längeren Zeitraum eingeatmet hatte.Die Kriminalpolizei ermittelt nun, geht aber nicht von Fremdverschulden aus. Dennoch wurde die Wohnung sichergestellt und versiegelt.
2013 Am Mittwochmorgen klagte der 11jährige Sohn einer Familie aus Düsseldorf (Nordrhein-Westfalen) über schwerer Übelkeit und Schwindel, weswegen die Eltern umgehend den Rettungsdienst informierten. Als die Sanitäter das Haus betraten schlug der Kohlenmonoxidmelder am EKG-Gerät sofort Alarm. Die Familie wurde schnellstmöglich in eine Klinik gebracht und dort einer Sauerstofftherapie unterzogen – bereits am Mittag waren alle drei außer Lebensgefahr.
In der Zwischenzeit wurden auch die anderen Mieter des Hauses mit Atemschutzgeräten aus Ihren Wohnungen gebracht. Mitarbeiter der Stadtwerke hatten gerade in Untergeschoss eine extrem hohe Konzentration von dem gefährlichen Gas gemessen. Laut einem dazu gerufenen Schornsteinfegers handelte es sich wohl um einen Defekt an der Gastherme oder am Abgassystem. Die Therme wurde vorsorglich von der Feuerwehr stillgelegt und nach ausreichender Belüftung konnten alle Bewohner wieder zurück in Ihre Wohnungen.
Kohlenmonoxid ist eine stille Gefahr: das Gas ist lebensgefährlich für den Menschen, aber eben unsichtbar, geruchs- und geschmacklos. Es ist deshalb absolut notwendig mit den Gefahrenquellen sachgemäß umzugehen, Gerätschaften regelmäßig zu warten und ausreichend zu lüften – gerade jetzt im Sommer, wo viele Menschen dazu neigen, die Fenster bei den extremen Temperaturen geschlossen zu halten, passieren immer wieder vermehrt Unfälle durch Kohlenmonoxid!
2012 Ein Thüringer Familienvater und drei Kinder wurden am Dienstag tot in ihrem Haus in Otterstedt aufgefunden, berichtet Focus Online. „Wir gehen von einem Unfall durch Kohlenmonoxid aus“, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag. Der Sprecher der Nordhäuser Polizei, Thomas Soszynski, erklärte zudem am Mittwoch, dass dem Vater wegen Zahlungsrückständen von der Energieversorgung der Strom abgestellt worden war. Deshalb betrieb die Familie im Keller ein Notstrom-Aggregat. Das Aggregat leitete das giftige Gas nicht richtig ab und vergiftete vier Familienmitglieder. Die Polizei geht von einem Unfall aus. Gewaltspuren waren am Tatort nicht gefunden worden.
Die Mutter und ein weiteres Kind entkamen dem Unglück, da sie sich zu der Zeit nicht im Haus befanden. Nun werden sie psychologisch betreut. Die Polizei gibt an, dass es sich bei den Toten um den 54 Jahre alten Familienvater sowie zwei 13- und 15-jährige Jungen und ein 14-jähriges Mädchen handelt.
Aufmerksam wurde die Polizei auf das Unglück, als ein Kind, das nicht zur Familie gehört, auf der Straße einen vorbeigehenden Passanten an. Das Kind informierte den Mann über einen eigenartigen Geruch in dem zweigeschössigen Haus. Der Passant entdeckte daraufhin eine Leiche. Die anderen Toten wurden später in verschiedenen Zimmern des Hauses gefunden.
Angeblich lebten die Eltern getrennt und die Kinder waren in Heimen untergebracht, berichten Nachbarn. Die Kinder waren während der Herbstferien zu Besuch bei ihrem Vater, der in dem Haus sonst allein lebte. Das Jugendamt kümmerte sich um die Familie. Warum die Kinder beim Vater waren auch wenn dieser keinen Strom im Haus hatte, ist bis jetzt ungeklärt.
Dies ist nicht der erste tödliche Unfall verursacht durch ein Notstromaggregat und der somit eine Kohlenmonoxidvergiftung herbeiführte. Da Kohlenmonoxid geruchlos und farblos ist, bemerken es die Betreiber des Aggregats meistens nicht. In ungelüfteten Räumen sammelt sich das giftige Gas und führt dann zu Unglücken wie in Otterstedt.
Es gibt lebensrettende Kohlenmonoxid-Warner
Die Gefahr, eine Kohlenmonoxidvergiftung zu erleiden, lässt sich durch Kohlenmonoxid-Warner minimieren. Vorteilhaft sind mit mehreren Sensoren ausgestattete Kompaktgeräte, welche die gesamte Raumluft hinsichtlich potenzieller Schadstoffe zuverlässig überwachen.
Schützen Sie sich vor Kohlenmonoxidvergiftungen!Sebastian Fischer
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