Last Updated on 6. Mai 2025 by Sebastian M. Fischer
Vor 4 Jahren hatte die Stiftung Warentest in der Ausgabe 1/2021 den Pyrexx Melder PX-1 V3Q mit dem Urteil „mangelhaft“ getestet. Erstaunlich für uns, da der Melder in den vergangenen Test bereits mehrfach ein besseres Urteil erhielt und an dem Melder keine Veränderungen vorgenommen wurden. Schon damals war uns, den Rauchmelder Experten klar, dass hier ein Fehler vorliegen muss. Auch Pyrexx, der Hersteller dieses Melders, schien dieser Ansicht zu sein und beschritt den Rechtsweg. Am 25. April 2025 entschied nun das Landgericht Frankfurt am Main in einem wegweisenden Fall zugunsten der Pyrexx GmbH und verurteilte die Stiftung Warentest zu Schadensersatz. Dies markiert das erste Mal, dass ein Unternehmen erfolgreich gegen die Stiftung vorgegangen ist, die für ihren kritischen und oft richtungsweisenden Produkttests bekannt ist. Im Fokus stand ein Test von Rauchwarnmeldern, den die Stiftung mit „mangelhaft“ bewertete, was für das betroffene Unternehmen drastische Folgen hatte.
Inhaltsverzeichnis
Hintergrund des Rechtsstreits
Im Jahr 2020 fiel das Urteil der Stiftung Warentest, das die Pyrexx GmbH schwer traf: Der getestete Rauchwarnmelder erhielt die Note „mangelhaft“, da er angeblich zu spät auslöste. Dies führte zu einem Umsatzrückgang von rund 30 Prozent im Jahr darauf. Angesichts des erheblichen wirtschaftlichen Schadens entschied sich Pyrexx, die Bewertung rechtlich anzufechten.
Schwierigkeiten im Prozess
Der Weg war zunächst steinig. Das Unternehmen hatte Schwierigkeiten, die von der Stiftung Warentest verwahrten Prüfberichte zu erhalten. Ein Unterlassungsverfahren vor dem Kölner Oberlandesgericht scheiterte, und erst im Hauptverfahren vor dem LG Frankfurt wurde die Offenlegung der Berichte angeordnet.
Mangelhaftes Testverfahren
Die nun vorliegenden Prüfberichte deckten erhebliche Fehler im Testverfahren auf. Die Stiftung Warentest hatte die relevanten Normen nicht eingehalten, was zur fehlerhaften Bewertung führte. Das Gericht bezeichnete das Testergebnis als „unvertretbar und rechtswidrig“ und sah die Stiftung in der Pflicht, für die wirtschaftlichen Schäden bei Pyrexx einzustehen.
Haftung der Stiftung Warentest
Besonders auffällig war die Feststellung, dass die Stiftung auch für die Fehler des beauftragten Prüfinstituts haftet. Das Gericht betonte, dass wesentliche Aufgaben nicht einfach delegiert werden dürften und dass es die Verantwortung der Stiftung sei, die Qualität der externen Prüfungen aktiv zu überwachen.
Signalwirkung des Urteils
Das Urteil hat weitreichende Implikationen für Produkttests und deren rechtliche Grenzen. Es eröffnet Unternehmen neue Wege, sich gegen fehlerhafte Testberichte zu wehren und stellt die Haftung von Verbraucherschutzorganisationen auf eine neue Grundlage. Aktuell fordert Pyrexx über 7,7 Millionen Euro als Schadensersatz.
Ausblick
Trotz des Urteils kündigte die Stiftung Warentest an, Berufung einzulegen, aus Angst vor negativen Konsequenzen für zukünftige Tests. Das Urteil könnte jedoch die Haltung gegenüber der Verantwortung von Medien und Testorganisationen bei der Veröffentlichung von Testergebnissen entscheidend beeinflussen.
Fazit
Dieser Fall ist ein wichtiger Präzedenzfall, der klarstellt, dass auch solche Organisationen für fehlerhafte Berichterstattung zur Verantwortung gezogen werden können. Die rechtlichen Grenzen der Produkttests wurden neu definiert, und Unternehmen können nun effektiver gegen falsche Bewertungen vorgehen. Dies könnte der Beginn einer neuen Ära für Produkttests und deren rechtliche Absicherung sein.

Sebastian M. Fischer

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